Yoga
Sara Heinzel
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Mar 13, 2022

Anatarayas – Die 9 Hürden auf deinem Weg

Landschaftsaufnahme im Sonnenuntergang mit pinkem Himmel und Flusslauf, welches die Verbindung zwischen Mensch, Natur und deren Hindernissen symbolisieren soll.

Anatarayas = Sanskrit. Bedeutet in etwa, dass etwas dazwischensteht, ein Hindernis.


Welche Hürden sind gemeint?

Gemeint sind die im Patanjalis Yogasutra erwähnten 9 möglichen Barrieren, die dir den Weg zur spirituellen Selbstverwirklichung versperren. 

Einführende Gedanken:

Oft passiert es unbewusst. Wir warten auf einen besseren Zeitpunkt, verschieben wichtige Dinge auf einen anderen Tag. Dann brauchen wir unbedingt den einen neuen Markenschuh, das brandneue iPhone oder MacBook. Dazu dieses spezielle Gadget und jene besondere Kosmetik, denn sie verspricht unsere Haut wunderhübsch zu machen oder eben das, was die Werbung und noch so erzählt. Wir beginnen uns, mit diesen Dingen zu identifizieren. 

Meins!  Mein iPhone, meine Schuhe, mein Auto usw.


Doch sind wir das wirklich? Ist das all das Zeug meins? 

Ich möchte das materielle nicht verteufeln, denn wir sind auf diese Welt inkarniert, in einen materiellen Körper, um materielle Erfahrungen zu machen, die Schönheit zu sehen und zu erfahren. Es gilt allerdings die Balance zu finden, zwischen der materiellen Erfahrung und der immateriellen Erfahrung. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir alles Materielle hier zurücklassen, wenn wir diesen Ort am Ende unseres Lebens wieder verlassen. 

Der erste Schritt die Hindernisse zu erkennen ist, sich selbst, also sein Handeln und Denken zu reflektieren und in die Bewusstwerdung zu kommen. Hier sind einige Fragen als Anregung, die du nutzen kannst, um darüber zu meditieren oder ganz einfach zu Brainstormen. Vielleicht erkennst bei dir du ein Muster.


Reflexionsfragen: 

  • In welchen Situationen reagiere ich genervt, aggressiv oder allgemein emotional? Und wieso? Welche Gedanken habe ich dabei? Sind diese Gedanken wiederkehrend?
  • Kaufe ich viel unnützes Zeug? Welche Gefühle habe ich vor & nach dem Kauf? 
  • Wann bin ich nachlässig und wieso genau in dieser Sache? 
  • Wann habe ich Zweifel und wieso könnte ich diese Zweifel haben? Liegt es an der Situation oder an der Person? Könnte es Ähnlichkeiten mit einem Ereignis aus der Vergangenheit geben?
  • Welche extremen Sinnes-wünsche habe ich? Welche Gier könnte vorhanden sein? 
  • Habe ich wiederkehrende kleinere Krankheiten oder ähnliches wie z. B. oft Herpes, Juckreiz, Rückenschmerz, Kopfschmerz, Magen-Darm-Beschwerden etc.? Mit welchen geistigen Themen könnten Sie zusammenhängen? 


Um dir nun einen Überblick zu verschaffen, welche die 9 Anatarayas aus Patanjalis Yogasutra sind, stelle ich dir hier eine Auflistung inklusive Erklärung zusammen. 


Die 9 Anatarayas


  1. Vhyadi – Krankheit (Körperlich)

Mit den Krankheiten sind hier die, eines ärztlichen Befundes gemeint, aber ebenso auch die des eigenen Empfindens. Fühlen wir uns nicht gut und es geht uns schlecht, werden die Gedankenwellen des meinenden Selbst (Citta) aus dem Gleichgewicht gebracht. Daraus ist zu erkennen, dass Krankheit etwas mit dem Geist zu tun haben kann.  


  1. Styana – Trägheit (Mangel an Interesse)  

Geht es uns schlecht, zum Beispiel durch Schmerz, sind wir motiviert, etwas dagegen zu tun. Ist dieses Leiden überwunden und uns geht es wieder besser, werden wir nachlässig und innerlich unbeteiligt. Das ist Trägheit.


  1. Samshaya – Unentschlossenheit, Zweifel

Wir sind überfordert und können uns nicht entscheiden. Die unterschiedlichsten Lösungen scheinen alle gleich gut zu sein.  Es kann sein, dass sich in mancher Situation mehrere Wege oder Lösungen anbieten, aber es gilt sich zu entscheiden und bei dieser Entscheidung zu bleiben. Nach einiger Zeit kann optional eine zweite Lösung dazu genommen werden, oder auch durch die erste getauscht werden. Wichtig ist sich zu entscheiden, denn keine Entscheidung treffen zu können, ist ein großes Hindernis. 


  1. Pramada – Hektik, Mangel an Aufmerksamkeit, Überstürzung 

Ohne uns überlegt zu haben, was alles auf uns zukommt und welche Folgeschritte daraus entstehen können, haben wir in unserer Hektik bereits überstürzt mit der Aufgabe angefangen. Dabei sollten wir den Blick intensiver auf die Überlegung, Wichtigkeit und Sorgfalt lenken. Denn etwas, das für uns von Bedeutung ist, wird mit großer Achtsamkeit angegangen. 


  1. Alasya – Faulheit, Antriebslosigkeit

Wer kennt es nicht, die Aufgabe, die uns wichtig erscheint, wird auf morgen verschoben. Um uns nicht allzu schlecht zu fühlen, sagen wir uns innerlich: „Morgen fange ich wirklich an“. Aus Unbehaglichkeit, weil uns die Aufgabe Überwindung kostet, verschieben wir es lieber. 


  1. Avirati –Sinneswünsche, Gier, Abgelenktheit 

Alle Optionen scheinen unglaublich interessant. Wir möchten alles gleichzeitig und am besten sofort. Doch wenn wir unsere Aufgaben oder unser Vorhaben wirklich mit Gleichmut und Willenskraft (Vairagya & Abhyasa) vorantreiben wollen, ist es von großer Bedeutung sich nicht zu sehr ableiten und wegbringen zu lassen von seinem eigentlichen Ziel.


  1. Bhrantidarshana – Verblendung, getrübte Ansicht, Fehleinschätzung

Haben wir eine gewisse Erwartung an eine Situation und können davon nicht mehr loslassen, sind wir quasi besessen davon, wir haben die Rosa-rote-Brille auf. Das Resultat ist eine getrübte Ansicht der Dinge, eine Verblendung. Wir können die Wahrheit nicht mehr sehen. 


  1. Alabdhabhumikatva – Mangel an Zielstrebigkeit

Du möchtest ein neues Projekt starten, zum Beispiel endlich selbstständig werden, dein eigener Chef sein. Du fängst an, dir Gedanken zu machen: Was brauche ich alles dafür? Website, Social Media, Logo & Marke, Geschäftspapier. Wie schreibe ich eine Rechnung? Welche Zielgruppe will ich ansprechen? Was will ich denn genau anbieten? Wie läuft das mit den Steuern? Und erst die Buchhaltung? Was, wenn das alles nicht funktioniert? Ich muss doch Miete bezahlen? Etc. 

Du gibst schnell wieder auf, weil du Zweifel feststellst. Dauerhaft können solche Zweifel eine Psychose hervorrufen. Es bedeutet, dass wir denken, unser Ziel wäre zu anspruchsvoll für uns und geben zu früh auf. 


  1. Anavasthitatva – Mangel an Beständigkeit 

Es bedeutet, dass du sehr fluktuierst und deine Willenskraft für eine kurze Zeitspanne einsetzt. Die Aufgabe wird nur sehr sprunghaft und unbeständig ausgeübt, d. h. es fehlt die Disziplin, du bist wechselhaft zwischen Vernachlässigung und Standhaftigkeit. 


Abschließend: 

Vielleicht findest du dich in manchen Punkten wieder. So war es bei mir, als ich über die 9 Anatarayas gelesen habe. Ich habe mich beobachtet und anschließend erkannt. Aus den Erkenntnissen konnten gewünschte Änderungen hervorgehen und persönliches Wachstum entstehen.


Erst wenn uns die Hindernisse bewusst sind, können wir anfangen darüber zu reflektieren und zum Beobachter unseres Selbst werden. 

Du hast Fragen oder Anregungen zu diesem Thema? Oder du willst eine ganzheitliche Beratung und Yoga online oder in Dortmund und NRW buchen? Schreibe mir gerne eine Nachricht.

Liebe und Licht

Sara